Traumstraßen: Der Großglockner (2571 m)

Traumstraßen: Der Großglockner (2571 m)
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Von meiner Fahrt über die Großglockner-Hochalpenstrasse nehme ich gemischte Eindrücke mit. Die Schönheit und die Kraft der Natur beeindrucken unbestritten – gleichzeitig komme ich mit dem touristischen Spektakel im stark beworbenen Naturpark nicht unbedingt klar. Ich bin im Zwiespalt. Wie immer: Fotos von Uli (moppetfoto.de), Text von mir.

Das Symbol von MotorProsa: die Füllfeder. Motorrad-Geschichten, geschrieben mit Passion

Dieser Text über den Großglockner erschien in der Reihe „Passportrait“ im Magazin MOTORRAD, Europas größter Motorrad-Zeitschrift, Ausgabe 10.2024 (April). Nachstehend ein Auszug. Das Passportrait ist eine Kooperation zwischen Uli von www.moppetfoto.de und mir.


Hinterm Kassen-„Häuschen“ der Zahlstelle Ferleiten, das sich über sechs Fahrspuren spannt, warten Superlative: Österreichs höchste befestigte Passstraße im größten Nationalpark der Alpen, die mächtigsten Gipfeln des Landes und der längste Gletscher der Ostalpen.

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Die steilen Hänge des Wiesbachhorns dampfen in der Morgensonne, über 12 000 Begrenzungssteine aus der Zeit der Errichtung der Straße säumen den Weg. Die Steigung pendelt sich um die 12 Prozent ein, in reisebustauglicher Breite windet sich die Straße in sanften Schwüngen hoch. Auf knapp 1400 Metern Höhe, beim Piffkar, einer der vielen Fotospots:

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Eine Handvoll Serpentinen später, am Oberen Naßfeld, taucht der charakteristische Turm des Fuscher Törls auf. Ihm gegenüber führt eine 1,6 Kilometer lange Stichstraße in sechs Serpentinen auf die Edelweiß- Spitze – mit 2571 Metern höchster Punkt der Hochalpenstraße. Die Fahrt über das Kopfsteinpflaster (noch aus den 1930ern) ist ein Erlebnis und belohnt mit grenzenlosem Panorama bis weit über den Zeller See und das Fuscher Tal im Norden, auf unzählige 3000er im Rund, auf die im Süden durch das Hochtor verschwindende Straße und den alles überragenden Großglockner.

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Die für starke Besucheranstürme ausgelegte Infrastruktur der Großglockner-Hochalpenstraße kann bisweilen befremdlich wirken. Stellplätze in Fußballfeld-Größe beißen sich mit den steilen Berghängen, erlauben aber auch Praktisches, wie die „Biker’s Points“ mit Motorrad-Parkplätzen und Schließfächern für Helme und Ausrüstung.

Mit der Fahrt durch das Hochtor (nach dem Fuscher Törl der zweite Gebirgspass der Hochalpenstraße) ist Kärnten erreicht. Die vorbeiziehenden Erdwälle sind von Murmeltier- Bauten durchlöchert, tiefe Narben im Grün erzählen von den Kräften des reißenden Schmelzwassers.

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Unweit der Römerhütte wird die Straße enger, unruhiger und damit hochalpiner. Sie findet ihr Ende in einem Kreisverkehr, der die Wahl lässt zwischen der Fahrt nach Heiligenblut oder um den Berg zur Pasterze, dem Rekordgletscher.

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Nach deren Durchfahrt wird der wohl seltsamste Ort der Hochalpenstraße erreicht: ein riesiges Besucherzentrum im Schatten des Großglockners, überragt von einem dramatisch am Felsen hängenden Restaurant, ergänzt mit zahllosen Aussichtspunkten und einem mehrstöckigen Parkhaus mit Glasfassade. Maximaler Gegensatz zur wilden Natur des Nationalparks Hohe Tauern und eine unwirkliche Bühne für das Drama des sterbenden Gletschers.

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Mit Blick auf die bekannte Wallfahrtskirche endet die Fahrt auf diesem monumentalen Straßenbauwerk. Das Ticket gilt einen ganzen Tag – zahllose Infotafeln, Ausstellungen und Kraftplätze, aber vor allem die konsequent bewahrte Natur der Umgebung empfehlen jede erneute Fahrt. Die Großglockner- Hochalpenstraße mag fahrerisch wenig herausfordernd sein – ihre Dimensionen und der Widerspruch zwischen derber Natur und technoider Moderne, garniert mit einem Schuss „Österreichness“, beeindrucken jedoch nachhaltig.

Dankeschöns,
High-Fives & Links zum Großglockner

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