„Where I lay my head is Home“
(Metallica)
So ist es nicht. Ich bin Vinschger, der Vinschgau ist meine Heimat. Schluderns – mein Dorf, die Malser Haide, das Stilfser Joch, der staubige Sonnenberg und die feuchten Auwälder, die Churburg, der Tartscher Bichl – das alles ist in mir, und mit all dem bin ich verwurzelt. Ich habe hier alles, was meine Seele sich wünscht.
Starke Winde, die mich tragen, dunkle Wälder, die mich erden, kantige Steine für den Schmerz und tiefes Gras für die Linderung. Bussarde auf den Strommasten und Bartgeier in unerreichbaren Höhen, Murmeltiere in meiner Fahrspur und Mäuse im Kompost. Bratwürste im Paarl, Speck mit Almkäse, Kaiserschmarrn mit Preisselbeer-Marmelade, Cappuccino mit Pippmwasser, Panettone mit Butter.
Ich lebe mitten in den Bergen, umgeben von den höchsten Gipfeln und einzigartigen Kulturkreisen, unweit von Dreiländer-Ecken und beschützt vor geradliniger Eintönigkeit. Es ist manchmal schwierig, manchmal widersinnig, einiges missfällt nicht nur mir. Es riecht nach Obst, nach Heu, nach trockener Erde und verbranntem Holz, nach Kuhmist und Traktoren-Diesel, nach Pestiziden und Radfahrer-Schweiß.
Meine Heimat liegt für Viele am Ende der Welt – für Viele ist sie am Ende einer Reise das ersehnte Paradies. Sie wird von Besuchern, von Action-Suchern, von Nach-Ruhe-Dürstenden überrannt und vom Fortschritt links liegen gelassen. Südtirol ist „Top of the World“ und gleichzeitig ein kleiner, unbedeutender Fleck im Alpenbogen.
Ein Wunder,
ein Ereignis, magisch ..
Der Anblick von Ortler und Königsspitze, vom Reschenpass kommend, ist jedes Mal ein Willkommen. Eine Fahrt aufs Stilfser Joch, morgens um sechs, ist jedes Mal ein Wunder. Ein Spaziergang mit meinem Sohn durch den Wald ist jedes Mal Magie. Der Biss in eine reife Vinschger Marille ist jedes Mal ein Ereignis. Naturgewalten und gewaltige Natur halten die Menschen hier klein und lassen sie gleichzeitig über sich hinauswachsen.