
Seit September 2020 gibt es MotorProsa auch leise, aber trotzdem nicht weniger schräg: Mit der Zero SR/F ist Elektromobilität in meine Garage eingezogen. Die Entscheidung pro Strom und gegen Benzin traf ich – nach mehreren Testfahrten und gründlichem Spazierdenken – bewusst.

Meine Gedanken
zur Elektromobilität
Noch Ende 2016 gab ich mir die ganz dicke Benzol-Kante und kaufte eine KTM 1290 Superduke R. Weil mich die Duke III eigentlich nur enttäuschte, entschied ich mich für das maximale Update und saß plötzlich auf der bis dahin stärksten Maschine meiner Motorrad-Laufbahn. Welche Gewalt in dem 1290er Motor steckte und welch‘ Dynamik damit möglich war – irre!
Nie zuvor sah ich einem Hinterreifen so schnell schwinden, nie zuvor sah ich bei Wheelies so hohe Zahlen auf dem Tacho-Display, nie zuvor war ich so oft mehr Passagier denn Pilot. Pures Vergnügen. Bei aller Faszination – ich war nach einem ereignisreichen und arg beschleunigtem Jahr immer seltener damit unterwegs. Die Superduke brachte mich zwar nach Südfrankreich, ich schliff die Fussrasten auf der Rennstrecke zurecht, wütete damit im Schwarzwald und erlebte klasse Momente auf den Pässen meiner Heimat: Aber meine Jahresfahrleistung war dennoch lächerlich gering.

Die irre Superduke – sie musste weichen
Eines Abends fuhr ich ins Landhotel Anna, um mich dort mit Uli von www.moppetfoto.de zu treffen und mit ihm auf eine Kennenlern-Runde zu gehen. Auch er treuer Superduke-Fahrer, und das bis heute. Der Hotelbesitzer, Elektropionier Erich, hatte einen Plan mit uns. Er zwang Uli und mich, die abendliche Fototour mit einem C evolution von BMW zu fahren. Ausgerechnet mit einem Scooter, ausgerechnet von BMW, und, oh Gott – elektrisch.
Diese Fahrt ließ mich fasziniert zurück. Nach dem ausführlichen Test zweier Energicas im Folgejahr fraß sich das Thema Elektro langsam, aber unaufhaltsam in meine Gedanken; und dann fuhr ich eine Zero SR/F Probe. Diese legte den Schalter in meinem Kopf definitiv um – ein halbes Jahr nach dieser Probefahrt gab ich meine Superduke, die fast ein Jahr lang ungefahren im Dunkel der Garage blieb, in Zahlung und machte mich auf den Weg in die neue Antriebswelt.
Schon vorher fielen mir die vielen, immer freien Ladesäulen im Vinschgau auf. Kaum saß ich auf meinem elektrischen Roadster aus Kalifornien, sah ich auf den Straßen meiner Heimat jede Menge Elektroautos und die Akrapovic-Opern meiner Zweirad-Kollegen begannen mehr und mehr in den Ohren zu schmerzen.

Energica Ego – diese Maschine flashte mich nachhaltig
Die mögliche Reichweite der Zero SR/F mit ihrem 14,4 kWh-Akku passt prima zu meinem üblichen Fahrprofil: kurze Sprints auf das Stilfser Joch, dynamisch, aber unauffällig. Oder Pfadfinden auf den Bergen des Vinschgaus, gerne auch mal auf für Motorfahrzeuge gesperrten Wegen. Ich bin trotzdem gern gesehen. Gestrandet bin ich damit nie, auch wenn ich anfangs beim Laden Geduld haben musste – das richtige, dreiphasige Ladekabel schaffte Abhilfe.
Selbst – für meine Verhältnisse – lange Reisen funktionieren mit der SR/F prima. Die ansatzlose Beschleunigung, die leise Gewalt, die ohne Getöse freigelassen werden kann: genau mein Ding! Hooligan-Spielereien wie auf der irren Superduke kommen mir damit nicht mehr in den Sinn – auch kein Nachteil 😉

Zero SR/F 14.4 Premium – genau mein Ding
Das konnte auch auf vier Rädern nicht ohne Wirkung bleiben. Einmal erlebt, wie schwerelos sich das elektrische Fahren anfühlen kann, passte der eigentlich sehr komfortable, aber dann doch irgendwie rauhbeinige Diesel im Opel Insignia nicht mehr in die Garage. Abgelaufene Garantie, ständig sterbende Abgas-Sensoren, massiver AdBlue-Verbrauch und immer wieder notwendige Reparaturen machten den nächsten Schritt einfach: Seit dem Sommer 2022 gehört ein weißes Tesla Model 3 zum Fuhrpark, und weil es die Long Range-Variante ist, testete ich die Reichweite auf einem zweiwöchigen Roadtrip durch Südfrankreich und die Schweiz. Ich wurde nicht enttäuscht – selbst in den kleinsten Dörfern der Provence fanden sich Ladepunkte, die den Strom zum Teil sogar kostenlos in den Wagen pumpten.

Bestens dazu passend:
4 Wochen Zero SR/F – Nix? Nada? Niente?
Zero SR/F: The Electric Way of Drive
Ein Jahr mit dem Tesla Model 3 Long Range
Zen und die Kunst, auf’s Motorrad zu warten
Spannend – Elektrisch durch die Schweiz
Mein Bericht der Anreise aus Italien.