Einblicke in die MotorProsa-Fotografie

Gedanken zur MotorProsa-Fotografie
Lesedauer // Reading time: 12 Min.

Fotografie ist Teil meiner Motorradleidenschaft und dieser Website geworden. Ohne Notizen in Bildform fällt es mir schwerer, Geschichten aus der Kurve zu schreiben. Also habe ich von Anfang an auf meinen Ausfahrten auch fotografiert – um später davon erzählen zu können.

Das Symbol von MotorProsa: die Füllfeder. Motorrad-Geschichten, geschrieben mit Passion

Meine erste Kamera war ein Frustkauf. Nach dem Ende einer langen Beziehung hatte ich zu viel Zeit für schwermütige Gedanken und musste mich ablenken. Eine analoge Canon EOS 700 wurde zu meiner Begleiterin – und zum Groschengrab, denn ich fotografierte eifrig und ohne Wissen. Die meisten meiner Fotos waren verwackelt, unscharf oder falsch belichtet. Auch wenn der Erste Fotografen-Grundsatz „Ist es unscharf, ist es Kunst.“ lautet, war das ein teurer Spaß.

Den gönnte ich mir trotzdem so lange, bis mein kleines Büro keine weiteren Stapel von untauglichen Abzügen mehr ertrug. Der Umstieg auf Dias hemmte das Stapelwachstum zwar, und nebenbei lernte ich beim Scannen die Grundlagen der digitalen Bildverarbeitung. Die Menge an schrottigen Fotos nahm deswegen aber nicht ab. Dafür benötigte ich Unmengen Zeit beim Digitalisieren der Dias. Es gibt eindeutig keinen Vorteil ohne Nachteil …

Also:
 Digital-Fotografie

Mit dem Aufkommen der erschwinglichen Digitalkameras wechselte ich zur Nikon Coolpix 950, Dia- und Filmscanner wurden obsolet. Die Nikon erlaubte mit ihrem in sich verdrehbarem Gehäuse spektakuläre Perspektiven und fand in meiner Motorrad-Bauchtasche Platz. So cool und praktisch das unterwegs auch war, es war auch ihr Verhängnis: Irgendwann verschloss ich die Tasche nicht korrekt und fuhr los. Die Nikon überlebte den Fall nicht …

Fotografie meiner Ducati 748, aufgenommen mit der Nikon CoolPix 950 im August 2000

Aufnahme einer Nikon CoolPix 950 (August 2000)

Anmerkung: Eigentlich cool. Allerdings überforderten Scheinwerfer und die Spiegelung in der Verkleidungsscheibe die Kamera. Ich wusste noch nichts über Belichtung und wie man damit arbeitet.

Nach dem Verlust der Nikon fiel meine Wahl auf eine Canon Digital Ixus 400. Deren Metallgehäuse war ein kompakter Handschmeichler, sie arbeitete schnell und bereitete mir lange viel Freude – bis sie von einem umfallenden Cola-Glas ins Nirvana geschickt wurde: Die zuckerige Brause verklebte den Ausfahrmechanismus des Objektivs, Reinigungs- und Reparaturversuche blieben erfolglos. Game over.

Fotografie meiner KTM LC4 625 SCSM, aufgenommen mit der Canon Digital Ixus 400 im September 2003

Aufnahme einer Canon Digital Ixus 400 (Oktober 2003)

Anmerkung: Bis auf den viel zu blauen Himmel eigentlich OK.
Was würde ich heute anders machen? An einer weniger mistigen Stelle fotografieren, das Vorderrad gerade stellen und weniger Sättigung in den Himmel schmieren.


Aufnahme einer Canon Digital Ixus 400 (Juni 2006)

Anmerkung: Wenn die Kollegen von MOTORRAD ihr Alpenmasters produzieren, bin ich als Local Hero gerne mit dabei – und wenn es nur als Paparazzi ist.
Was würde ich heute anders machen? Mit der Kamera auf dem Stativ eine Belichtungsserie schießen.

Nachfolger war eine Canon PowerShot SX 200 – aber diese enttäuschte mich etwas. Die Bildqualität war kein Fortschritt, das Gehäuse fühlte sich plastikhaft, seltsam billig an. Ihr mächtiges Objektiv erlaubte zwar starkes Zoomen, stand aber ungünstig hervor und machte so die Kamera unpraktisch. Sie war nicht richtig klein, sie war nicht richtig groß – ich kam nicht so richtig mit ihr klar. Aber ich hab sie noch …

Cooles Model auf der Motorrad-Messe in Verona.

Aufnahme einer Canon PowerShot SX200 (Januar 2011)

Anmerkung: Das ist ein kleiner Ausschnitt, geschossen mit maximalem Zoom-Faktor. Daher die Unschärfe. Wobei: Schärfe bekam ich mit der SX200 nur selten hin.
Was würde ich heute anders machen? Mindestens ein Dutzend Aufnahmen und näher ran gehen. Und: Den Sättigungsregler nicht so weit nach rechts schieben.

Sensationelle Königswellen-Ducati auf dem Kathibräu-Parkplatz in der Fränkischen Schweiz

Aufnahme einer Canon PowerShot SX200 (Mai 2014)

Anmerkung: Auch hier war die Sonne zu hell. Hinzu kam ein starkes Rauschen, das ich etwas zu stark herausgerechnet habe. Motor und Rahmen zeigen sich deshalb „cremig“.
Was würde ich heute anders machen? Längere Brennweite verwenden, einige Schritte zurück treten, das Fahrzeug-Chaos hinten links nicht mit aufs Bild nehmen.

Zurück
 zur Spiegelreflex-Kamera

Mit der Zeit keimte ein neuer Wunsch in mir: Eine Kamera, die nicht nur gute Fotos macht, sondern auch gut und schwer in der Hand liegt. Die Größe verlor auch an Priorität, denn ich wollte Wechselobjektive, ich wollte ein Stativ, ich wollte Fernauslöser und Reserve-Akkus. Das Budget reichte für eine Canon EOS 700D mit zwei Gläsern. Die ersten Schüsse damit waren eine Offenbarung: Rasantes Auslösen, bis dahin nicht gekannte Schärfe, klare Farben.

Tank einer umgebauten Moto Guzzi, aufgenommen am Gardasee

Aufnahme einer Canon EOS 700D (September 2018)

Anmerkung: Plötzlich konnte ich den Fokuspunkt auf dem Touch-Display wählen, mit Belichtung und Blende spielen. Dadurch gelangen mir ganz neue, nahezu mysthische Aufnahmen.
Was würde ich heute anders machen? Viel mehr Details des Motorrads ablichten.


Aufnahme einer Canon EOS 700D (November 2019)

Anmerkung: Auf diese Aufnahme bin ich etwas stolz – obwohl mir im Sturm Blätter und Zweige um die Ohren flogen, gelang mir dieser Schuss.
Was würde ich heute anders machen? Hm – nichts! 😉


Aufnahme einer Canon EOS 700D (Juli 2018)

Anmerkung: Der Prototyp eines „Schusses aus der Hüfte“. Noch während ich mit dem Objektivwechsel beschäftigt war, flog mir ein Bartgeier in den Blick. Es blieb keine Zeit, irgendwelche Einstellungen vorzunehmen – ich konnte nur noch draufhalten und abdrücken.
Was würde ich heute anders machen? Nichts – hat ja gut geklappt.

Die 700D begleitete mich oft aufs Stilfser Joch und auf die Suche nach dem Bartgeier. Die Freude fand dort – ich erkenne ein Muster – auch ein derbes Ende: Während der majestätische Vogel unter mir seine Kreise zog, wehte ein kräftiger Windstoß das wackelig stehende Stativ samt Kamera in die Tiefe. Lernen durch Schmerzen …

Kamera und Stativ waren verloren. Mir blieben nur noch Teleobjektiv und das ganze Zubehör. Ich tröstete mich mit einer Canon EOS M5, die zu meiner meistgenutzten Kamera geworden ist. Ich fotografiere gerne mit ihr, kann sie mittlerweile blind bedienen – das ist praktisch, wenn es um etwas geht.


Aufnahme einer Canon EOS M5 (November 2023)

Anmerkung: Für den Heise-Verlag ging es auf der Ötztaler Gletscherstraße im Elektro-Porsche hoch hinaus. Nein, ich bin das grüne Monster nicht gefahren, hab mich nur um die Fotos gekümmert.
Was würde ich heute anders machen? Wärmende Handschuhe tragen …

Nun denn:
 Vollformat

Wie das Leben so spielt – obwohl ich mit der EOS M5 gut zurecht komme und sie immer noch mit viel Spaß verwende, finden sich seit Kurzem gleich zwei EOS R in meiner kleinen Sammlung. Bei Sonderangeboten fällt mir Zurückhaltung äußerst schwer.

Die EOS R6 arbeitet rasend schnell und begeistert mit unfassbar scharfen Fotos. Im Gegensatz zur RP besitzt sie keine Motivprogramme, so dass ich mit ihr bewusster arbeiten muss. Die RP ist einfacher zu bedienen, aber auch träger. Für Landschaftsaufnahmen ist sie klasse, bei Action ist die R6 weiter vorne. Konsequenz: Auf Reisen habe ich beide Bodys parallel im Einsatz, beide hängen am genialen Schultergurt von Peak Design.


Aufnahme einer Canon EOS RP (März 2022)

Anmerkung: Die EOS RP erwarb ich als Kit mit Objektiv (100-400 mm). Die Möglichkeiten einer so großen Brennweite sind spannend.
Was würde ich heute anders machen? Eventuell vor dem Auslösen ein wenig „Heckenpflege“ betreiben – oder das Motorrad vor ruhigerem Vordergrund abstellen.


Aufnahme einer Canon EOS RP (Februar 2024)

Anmerkung: Spiel mit Stativ und Selbstauslöser, denn ein Motorrad MIT Fahrer sieht gleich besser aus.
Was würde ich heute anders machen? Klopapier, Müll und benutzte Kondome VOR der Aufnahme entfernen.


Aufnahme einer Canon EOS R6 (April 2024)

Anmerkung: Ich war auf dem Ofenpass unterwegs und wollte in die Schlucht rechts von mir fotografieren. Das Geräusch zweier Motorradfahrer reizte mich dann mehr.
Was würde ich heute anders machen? Schon erledigt: Habe der R6 einen Modus mit längerer Belichtungszeit konfiguriert.


Aufnahme einer Canon EOS R6 (Juli 2024)

Anmerkung: Wunschmotiv war das an mir vorbeifahrende Gespann. Als die Beiden, nur ein paar Schritte vom Abgrund entfernt, zum Selfie ansetzten, fand ich das spannender.
Was würde ich heute anders machen? Von dieser Szene ein Dutzend Fotos schießen.

Lange
 Rede …

Angekommen. Die Vollformat-Canons passen prima zu mir und meinen Ideen. Mir gefallen sowohl viele meiner spontanen Aufnahmen als auch lange geplante Wunschfotos. Ihr Gewicht erschwert Verwackler, ihre Einstellmöglichkeiten sind nicht von dieser Welt, die Kameras stehen einer Weiterentwicklung meinerseits nicht entgegen.

Ich verwende für mein Equipment keine luftig-leichten Bauchtaschen mehr, sondern einen geräumigen und gepolsterten Fotorucksack. Den hänge ich bei windigem Wetter oder kritischem Untergrund an den dafür vorgesehenen Stabilisierungshaken meines Stativs. Lebensmittel und Getränke halte ich von meinen Kameras fern, trotzdem sind deren Bodies in Gummihüllen verpackt. Für die Objektive verwende ich Transporttaschen.

Brennweite,
 Belichtung, ISO und so

Meine Ahnung von dem, was im Innern einer Kamera vor sich geht, ist immer noch ausbaufähig. Was es mit der Brennweite auf sich hat, habe ich beim Würfeln mit meinen Objektiven (Festbrennweiten mit 16, 35, 50 und 85 mm) und dem damit notwendigen „Zu-Fuß-Zoom“ verstanden. Beim Versuch, in der Mittagssonne über ein Schneefeld zu fotografieren, ging mir in Sachen Belichtung buchstäblich ein Licht auf. Blendensterne gelingen mir meist schon beim zweiten Versuch – mit verschiedenen Belichtungszeiten experimentiere ich aktuell. Und: Ich habe mit meinem Freund Uli, dem Kopf hinter www.moppetfoto.de, den besten Lehrmeister für Fototricks an der Hand.

Wohin mit
 den Daten?

Die Anzahl meiner Fotos ist seit Kurzem sechsstellig – ein normaler Rechner taugt für die Ablage dieser Menge schön länger nicht mehr. Ich fotografiere im RAW-Modus, was viel Speicherplatz benötigt. Daher betreibe ich ein Produktiv-NAS mit mehreren Festplatten sowie ein zweites Backup-NAS.

Dieses Konstrukt bespiele ich mit Lightroom von Adobe. Fotos ziehe ich von den Speicherkarten in einen dezidierten Import-Ordner, sortiere sie dort grob aus, bewerte und kategorisiere akzeptable Aufnahmen und hebe diese im Anschluss auf das NAS.

Katalogisierung, Bewertung und Verschlagwortung meiner Fotos in Lightroom

Katalogisierung, Bewertung und Verschlagwortung in Lightroom

Bearbeitung
 und Verwendung

Im Anschluss werden die RAWs in Lightroom bearbeitet. Mittlerweile bietet dieses Tool so umfangreiche Bearbeitungsmöglichkeiten, dass der Griff zu Photoshop immer seltener wird.

Pixelfehler und Staubkörner verschwinden mit zwei Klicks. Mit ein paar Klicks mehr werde ich unerwünschte Elemente wie Stromleitungen, Äste, Ölflecken, Wasauchimmer los. Mit Hilfe von Presets und manuellen Eingriffen hole ich dann aus den an sich unscheinbaren RAWs weitere Bildinformationen hervor.

Der letzte Schritt ist die Ablage im korrekt benannten Ordner im korrekt benannten Verzeichnis auf dem korrekt benannten Server. Ich gestehe: Ich bin zu faul zum Suchen, ich halte bewusst Ordnung. Die Suchfunktion von Lightroom spielt zwar alle Stücke, aber noch möchte ich selbst die Kontrolle darüber behalten.

Aber was mache ich nun mit 100.000 Fotos? Nun, die meisten betrachte ich einfach, wenn mir danach ist. Ein großer Teil meiner Fotos wird auf diesem Blog, für meine Veröffentlichungen und auf Social Media verwendet. Ausgewählte Aufnahmen wandern in Fotobücher und Posterdrucke.

Wie geht es
 mit meiner Fotografie weiter?

Neukäufe sind im Moment nicht geplant, allerdings beschäftigt mich seit einiger Zeit das Thema Drohnen und Videographie. Man wird sehen, ich werde berichten.

Das Symbol von MotorProsa: die Füllfeder. Motorrad-Geschichten, geschrieben mit Passion
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