Apfelblüte im Vinschgau (mit Bildergalerie)

MotorProsa: Blog Header Apfelblüte im Vinschgau
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In meiner Heimat, dem Vinschgau im Westen Südtirols, regnet es selten. Und wenn, dann wenig – es ist eines der niederschlagärmsten Täler der gesamten Alpen. Das und der ständig wehende Wind schaffen beste Bedingungen für den Obstanbau – laut www.vinschgau.net stehen hier rund 20,5 Millionen Apfelbäume. Zeit für die Suche nach besonders schön blühenden Exemplaren.

Das Symbol von MotorProsa: die Füllfeder.

Ein großer Teil dieser Millionen hält sich an wenig ästhetischen Betonsäulen fest und wird so zum „alberum betonicum“. Die nur zentimeterdicken Stämme tragen sich maximal selbst, so scheint mir. Die prallen Früchte des Herbsts werden so zum Problem. Außerdem wollen Schutznetze gegen Hagelschlag und dünne Schläuche für die Tropfberegnung befestigt werden – da steckt also viel Technik drin. Wie dem auch sei: ich suche mir heute vergessene Bäume – solche, die frei, wild und irgendwo für sich alleine rumstehen. Und bestenfalls blühen.

Im intensiv bewirtschafteten Talboden werde ich solche Gewächse nicht mehr finden. Wie gut, dass ich mit meiner SR/F von Zero Motorcycles ein unauffälliges Gefährt für die kleinen – und manchmal auch gesperrten – Nebenstraßen der Berghänge besitze. Ich starte meine Suche hinter’m Haus, fahre meinen MTB-Trainingshang in Richtung Tarnell hoch und lasse die Zero durch die rutschigen Kehren dieses kleinen Höfezubringers surfen, der bis in das Laaser Tal führen würde. Es geht steil nach oben, und es gibt viel zu sehen – nur keine blühenden Bäume. Ich bin wohl schon zu hoch.

Alberum betonicum –
 Apfelbäume mit Stützkorsett

Beim Wenden entdecke ich unweit von mir die St. Martins-Kirche, die hoch über Laas auf einem Moränenhügel steht. Bis heute habe ich sie nur aus meinem Garten gesehen und fotografiert. Bis heute. Ich nutze den Schwung der Talfahrt und treibe die Zero auf den gegenüberliegenden Sonnenberg in Richtung Allitz. Aber auch hier finde ich keine Blüten an den Bäumen, dafür zahlreiche Nester des Kiefernprozessions-Spinners: Raupen mit Brennhaaren, die bei Berührung für nachhaltigen Juckreiz und allergische Reaktionen sorgen können.

Also schnell wieder weg. Ich rolle den Vinschgauer Radweg kilometerlang entlang, westwärts bis nach Tschengls. Dem Dorf am Berg, in dem sich ein Bach seine tiefe Schlucht geschnitten hat, werden wenig Sonnenstunden nachgesagt – bei jeder Vorbeifahrt zweifle ich daran. Von hoch über der Ortschaft liegenden Burg blicke ich auf das Biotop der Tschenglser Au hinunter, das von weitläufigen Apfelplantagen umschlossen wird.

Ein geschotterter Wirtschaftsweg führt mitten durch die Au – dort ist die fein dosierbare SR/F ganz in ihrem Element. Ich finde mehrere starke Foto-Motive, aber auch hier keinen wild gewachsenen Baum in Blüte.

Erinnerungen an
 irre Supermoto-Zeiten

Wieder wechsle ich auf die andere Talseite, erinnere mich dabei an die irren Aktionen früherer Supermoto-Jahre, die über alte, zugewachsene Pfade bis hoch nach Tanas gebracht haben. War zwar immer etwas illegal, aber – zumindest für uns – mächtig unterhaltsam. Jahre später habe ich mich hier mit dem Mountain-Bike versucht und bin schmerzhaft gescheitert. Aber: ich finde dort, wo mich auf dem Fahrrad einst die Kräfte verließen, einen mächtigen, in voller Blüte stehenden Baum. Ob er im Herbst Äpfel, Birnen oder Kastanien tragen wird, das sagt mir mein nicht vorhandenes Botanikerwissen leider nicht.

MotorProsa: Blog Post Apfelblüte im Vinschgau 2

Klasse – ein richtig mächtiger Bursche oberhalb von Eyrs

Ich komme auf einer verlassenen Bank mitten im Ort zur Ruhe – im Schatten eines weiteren, blühenden Baums. Unweit davon, im Talboden, ziehen die langen Zeilen der Apfelindustrie zentimetergenau ausgerichtete Linien – den Baum hinter mir läßt man wachsen, wie ihm lustig ist.

Ich nehme den alten Weg in den Osten; er wird seit dem Bau der „Laaser Geraden“ nur noch von Apfelbauern und Insidern befahren, die den Stau auf eben ihr umfahren wollen. Doch auch hier bleibt meine Suche erfolglos. Also mache ich Pause bei den Spöttersäulen – ein dankbares Fotomotiv.

Der Himmel hat sich mittlerweile zugezogen, die heimische Garage ruft immer lauter. Noch in Schräglage entdecke ich aus den Augenwinkeln dann doch noch etwas Blühendes, am Fuß des Sisinius-Bichls in Laas. Na, da hätte ich gleich zu Beginn vorbeischauen können …

Es gibt sie also noch, selbst im hoch durchgedachten Apfelland Vinschgau: alte, verkrüppelte, verbogene und wild gewachsene Blütenwunder. Das schönste übrigens 10 Meter von meiner Garage entfernt – auch wenn’s ein Birnenbaum ist. Aber egal, ob Apfel oder Birne – Hauptsache Gemüse!

Bildergalerie

Und dann – direkt vor meiner Wohnung, ein blühender Birnenbaum

Und dann – direkt vor meiner Wohnung, ein blühender Birnenbaum

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