Traumstraßen: Der Grimselpass (2164 m)

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Der Grimselpass. Selten hat mich eine Landschaft so in den Bann gezogen wie die Nordrampe dieser Traumstraße. Ein Pass der Gegensätze und der maximalen Eindrücke – Fotos von Uli (moppetfoto.de), Text von mir, Special Guest: Isa Urbancek von Country Road Alpnach.

Das Symbol von MotorProsa: die Füllfeder. Motorrad-Geschichten, geschrieben mit Passion

Dieser Text über den Grimselpass erschien in der Reihe „Passportrait“ im Magazin MOTORRAD, Europas größter Motorrad-Zeitschrift, Ausgabe 5.2023 (Februar). Nachstehend ein Auszug davon. Das Passportrait ist eine Kooperation zwischen Uli von www.moppetfoto.de und mir.


„Haslital“ steht auf dem Schild am Straßenrand, unweit des Murmeltierparks auf der Passhöhe – das zwingt zu einem kurzen Lächeln. Aber so niedlich, wie es klingt, ist dieses in nördliche Richtung verlaufende Tal nicht. Wer, von Gletsch im Süden kommend, am Totesee entlang über den Grimselpass fährt, den empfängt eine surreale Landschaft.

[…]

Der riesige Grimselsee, gut 150 Höhenmeter unterhalb des Passes gelegen, der seine Ausmaße tief im Gebirge versteckt, wird von gleich zwei Staumauern in Zaum gehalten. Die erste ist über grobes Pflaster befahrbar – das sollte jeder Motorradfahrer mal tun – und führt zu einer Kathedrale aus Stein, auf einer Halbinsel im See ruhend: das Grimsel-Hospiz. Schweizer Stolz in Stein gemeißelt, gebaut für die Ewigkeit.

[…]

Also führt eine – nicht nur für Motorradfahrer – Traumstraße, erstklassig ausgebaut, mit wechselndem Gefälle mitten hindurch. Mehrere Tunnel, Serpentinen und weite Schleifen im dichten Wald, später über satte Almwiesen, liegen auf dem Weg. Beiderseits der Straße wachsen immense Schuttkegel in die Höhe, im Winter werfen sich ungezählte Lawinen über das Tal, hinterlassen

[…]

Typisch zentralschweizer Dörfer aus dunklen Holzhäusern mit knallig blühenden Geranien auf den Balkonen und dem unvermeidlichen Grill im Vorgarten werden durchquert.

Hier, auf diesem breiten, eigentlich sehr sportlich fahrbarem Abschnitt, kann schon gleich nach Öffnung der Straße Frühsommer herrschen, während im Totesee Eisschollen schwimmen und die umliegenden Bergriesen ihr Schmelzwasser noch für ein paar Tage behalten.

[…]

Nostalgische Erinnerungen an die guten Zeiten des Schweizer Pässe-Tourismus kommen beim Anblick des majestätisch in einer Serpentine thronenden Hotels Belvédère auf – umso mehr, als dass der einst tief ins Tal reichende Rhône-Gletscher einer traurigen, grauen Narbe im Fels, nur einen Steinwurf vom Hotel entfernt, gewichen ist.

[…]

Die Panoramen aber, die sich mit jeder durchfahrenen Kehre und mit jedem gewonnenen Höhenmeter eröffnen, auf das Gotthard-Massiv, die alles beherrschende Bergwelt und hinunter in das Wallis, die sind heute wohl immer noch genauso beeindruckend wie damals.

[…]

Dankeschöns,
High-Fives & Links zum Grimselpass

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3 Gedanken zu „Traumstraßen: Der Grimselpass (2164 m)“

  1. Hoi Jürgen,
    deine Passporträts reißen mich jedesmal aufs Neue unvermittelt mitten hinein in diese faszinierende Bergwelt .. bezaubernde Bilder der beschriebenen Szenarien steigen in mir auf und hinterlassen ein schier unstillbares diffuses Verlangen, den Text wieder und wieder zu inhalieren, um auch wirklich in alle Details abzutauchen .. die grandiosen Fotos vom Uli ergänzen deine grandiosen Beschreibungen wie das gut dosierte Tüpfelchen auf dem i

    Erst nach mehrmaligem Genuss dieses Rausches der Emotionen, gelingt es dem faktenhungrigen Planungsmonster in mir dann doch beim Anblick der Informationen am Ende des Beitrags sich seinen Weg zu bahnen. Der Versuch das Gelesene, nein das Erlebte (!), in diese Landkarte einzuordnen, scheitert jedoch in der Regel kläglich, denn ich verliere mich sofort unweigerlich wieder in den Bildern, die deine Worte erzeugen und es wird mir schlichtweg egal, wo genau sie auf der Karte zu verorten sind…

    Ganz herzlichen Dank fürs Teilen deiner unverwechselbaren Gabe, besser als jeder Film es könnte, diese wundervollen Orte in einem lebendig zu machen und du hast dir damit fraglos einen weiteren Stern ⭐️ im Guide Michelin der Geschichtenerzähler verdient.

    Hochachtungsvoll
    steph
    Passporträtkritikerin

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