Traumstraßen: Der Furkapass (2429 m)

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Der Furkapass. Als ich diese Prachtstraße zum ersten Mal erblickte – von der Rampe des gegenüber liegenden Grimselpasses – kam mir nur ein Begriff in den Sinn: WAS für ein Boulevard. Ein Versuch, die Magie dieser Traumstraße in Worte zu fassen.

Das Symbol von MotorProsa: die Füllfeder. Motorrad-Geschichten, geschrieben mit Passion

Dieser Text über den Furkapass erschien in der Reihe „Passportrait“ im Magazin MOTORRAD, Europas größter Motorrad-Zeitschrift, Ausgabe 13.2022 (Juni). Nachstehend ein Auszug davon. Das Passportrait ist eine Kooperation zwischen Uli von www.moppetfoto.de und mir.


Unterwegs auf der Furkastraße, vom Wallis kommend, der noch sehr jungen, grün-grauen und doch bereits mächtigen und wilden Rhône entlang. Oberwald mit seinen dunklen Holzhäusern verschwindet hinten im Tal, während die Fahrbahn im dichten Wald der linken Talseite an Höhe gewinnt. Das schmale Gleis der Furkabahn wird mal unterfahren, mal überquert, verläuft mal parallel oder verschwindet im Berg, wo es in langen Tunnels Schleifen dreht, um die historischen Zug-Garnituren nicht an der Steigung scheitern zu lassen.

[…]

Wenige Meter später wird im Talkessel die Ortschaft Gletsch erreicht. Der Name verheißt Großes – das im Wortsinn riesige „Grand Hotel Glacier du Rhône“ enttäuscht nicht. Seine Erscheinung verströmt noch immer die luxuriöse Atmosphäre des ausgehenden 19. Jahrhunderts, als eine Reise ins Oberwallis wohl nur der gehobenen Gesellschaft möglich war.

Die beim Flanieren im Park, beim Anblick des bis hierhin reichenden, namensgebenden Rhône-Gletschers, die Frage gestellt bekamen: frisch geerntes Gletschereis im Cocktail gewünscht, die Herrschaften?

Mittlerweile klafft anstelle dessen, kilometerweit entfernt, nur noch eine Narbe im Berg. Spalten im Gestein, das über Jahrtausende vom dicken Eis des Gletschers zerdrückt, zerrieben und abgeschliffen wurde, verschlingen nun sein Schmelzwasser, spucken es an anderer Stelle dramatisch wieder aus. Dumpf und eindringlich rauschend ist das langsame Sterben eines Naturmonuments zu hören.

Um dorthin zu gelangen, schneidet die Straße lange Bögen in Richtung Muttbach-Tal, überquert ein weiteres Mal die Furkabahn-Gleise und steigt dann zügig an, um in fünf schlanken Beton-Serpentinen, weitum sichtbar, hoch über den Abgrund zu schweben.

[…]

Einmal überschritten, ändert der Furka seinen Charakter, wird unruhiger, enger, unübersichtlicher. In den schwach bewachsenen Hängen liegen mächtige Felsbrocken, wie von Riesenhänden dort hin geworfen und bedrohlich instabil wirkend.

[…]

Eine weite Rechtskehre, diesmal um das Hotel Galenstock herum, ist der Auftakt für den abschließenden Kurvenspaß in Reinkultur, mitten in der faszinierenden Alpin-Landschaft des Gotthard-Massivs.

Nicht zuletzt deswegen wurden auf diesem Abschnitt in den 1960er Jahren einige rasante Szenen des Films „Goldfinger“ gedreht; ein stolz über das Ursenen-Tal blickendes Hinweisschild mit Infotafel weist auf die „James Bond Straße“ hin – ganz ohne Spezialeffekte, aber mit der Garantie auf interessante Begegnungen mit Goldfinger-Fans.

Neun Kilometer später, nach flachem Ausrollen, verlangt der Kreisverkehr in Hospental eine Entscheidung: Sankt-Gotthard-, Oberalp- oder doch die Schöllenen-Schlucht mit anschließender Eroberung des Sustenpasses?


Der knapp 30 km lange Furkapass mit seinen 24 Kehren auf beiden Rampen verbindet Oberwald im Kanton Wallis (Obergoms) mit Realp im Kanton Uri (Ursenental) und gehört zu den höchsten Alpenpässen der Schweiz. Er verläuft von Südwest nach Nordost, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts ausgebaut und war nach Fertigstellung die längste Schweizer Pass-Straße.

Gemeinsam mit Grimsel– und Sustenpass kann er zu einer 120 km langen Rundtour kombiniert werden, auf der über 6.000 Höhenmeter überwunden werden.


Dankeschöns,
High-Fives & Links zum Furkapass

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